Vor 75 Jahre in Vorchdorf

Flüchtlinge 1945

Eintreffen der Bukowiner-Flüchtlinge 1945

Am 5. März 2020 jährte sich zum 75. Mal das Eintreffen von Bukowiner Flüchtlingen in Vorchdorf. Heute eine beinahe vergessene Geschichte. Wenige noch lebenden Flüchtlinge und einige alte Vorchdorfer/innen erinnern sich noch daran. Die Einheimischen die selbst unter dem Krieg und seinen Folgen litten wurden damals mit dem Leid der Flüchtlinge direkt konfrontiert. Die hatten fast alles verloren und suchten bei Ihnen Aufnahme.

Berührender Gedenkgottesdienst

In dankbarer Erinnerung feierten am 5. März die Zeitzeugen und Nachkommen das denkwürdige Jubiläum mit einem Gedenkgottesdienst mit festlichem Gesang zu dem Kam. Herbert Riess nach Vorchdorf eingeladen hatte. Pfarrer Pater Franz sowie die Kameraden Herbert Riess und Bürgermeister DI Gunter Schimpl hielten dabei Ansprachen. Sie haben auf tiefgreifende Weise Krieg, Vertreibung und Flucht, die Bedeutung von Heimat und Heimatverlust beleuchtet. Auch die Mutter des Bürgermeisters war als Vertriebene nach Vorchdorf gekommen. Getragen von großer Schwermut sangen die hochbetagten Zeitzeuginnen Stefanie Nikelski, (97.) und Margarete Freimüller (89.) mit ihren Nachkommen das „Vater unser“ in alt-bulgarisch. Als Dank an die neue Heimat erklang zuletzt das „Hoamatland“.

Jubiläumsausstellung eröffnet

Im Anschluss begrüßte Kamerad Bgm. DI Gunter Schimpl rund 100 Gäste aus allen Teilen Österreichs bei der Ausstellung im VAZ „Kitzmantelfabrik“. Kam. Herbert Riess führte sie durch die von ihm in mühevoller Kleinarbeit geschaffene Ausstellung. Ein Dokumentationsfilm Film über die Buchenwalddeutschen und Ansprachen des Kurator Georg Breckner sowie die Teilnahme von Mag. Lena Radauer vom Bukowina-Institut aus Augsburg rundeten die gelungene Eröffnung ab.

Vertreibung, Flucht und Neubeginn

Mit seiner Ausstellung dokumentierte der 1955 als Flüchtlingskind in Vorchdorf geborene, Kam. Herbert Riess, die Heimatgeschichte der Buchenlanddeutschen bis zu ihrer tragischen Vertreibung. Die zahlreichen Bilder sowie Ausstellungstücke vermitteln ihre Geschichte sehr lebendig und mitreißend. Die Ausstellung zum 75. Jahrestag der Flucht der „deutschsprachigen “ aus dem späteren Ostblock  erinnerte nicht nur an das Trauma der Flucht. Sie zeigt ein viel breiteres Spektrum der 400 jährigen Geschichte der Ansiedlung und Lebens der Volksgruppe in dem von ihr geliebten Landstrichen die ihnen Heimat waren. Auch wenn die Zeit die Wunden schließt, bleibt der Schmerz über die verlorene Heimat.  Wenn Jahrhunderte friedlicher Gemeinschaft durch Hetze, Hass und Krieg in wenigen Jahren in Vertreibung endeten löst dies bis heute tiefe Betroffenheit aus.

Bukowina als östlichstes Kronland der Monarchie

Die Bukowina gehörte bis 1744 zum historischen Fürstentum Moldau. 1775 kaufte es das Habsburger Reich und hat es bis 1918  als östlichstes k & k Kronland regiert. Es ist wegen der großen Buchenwälder, Buchenland genannt worden. Die Hauptstadt Czernowitz auch „klein Wien“ genannt, war im Kaiserreich ein Schmelztiegel des Vielvölkerstaats in der vier Sprachen gesprochen wurden. An ihre Blütezeit als Universitätsstadt erinnern heute noch viele Gebäude und Straßen.

Besetzung im WKII

Im zweiten Weltkrieg hat die deutsche Wehrmacht das Land besetzt und ist an dessen Ende von den Partisanen und der Roten Armee verjagt worden. Mit dem Rückzug Wehrmacht mussten aber auch alle deutschsprachigen Bewohner flüchten da sie sonst mit brutaler Gewalt bis zur Ermordung durch die Sieger rechnen mussten. Um Tod und Deportation zu entgehen blieb nur die Flucht.

Flucht und Vertreibung

Unter immensen Strapazen gelang es einem Treck von 1.880 Flüchtlingen in ins 900 km entfernte Oberösterreich zu fliehen. Auf weiten Strecken ein Spießrutenlauf für alle, vom Säugling bis zum Greis. Der Tross mit 640 Pferdegespannen gezogen von 1.000 Pferden legte täglich 70 km zurück. Begleitete von Todesangst und Hunger erreichten sie nach vierzig Tagen den vor der Roten Armee sicheren Boden in der Westzone in Oberösterreich.

Eine imposante Ausstellung

Mit einzigartigen Amateurfilmmaterial, Landkarten, Bildern und Utensilien des täglichen Lebens dieser Zeit die er aus allen Himmelsrichtungen zusammen getragen hat, hat Kam. Herbert Riess diesen eindrucksvollen Rückblick in die Geschichte ermöglicht. Auf Grund der Pandemie ist die Ausstellung leider derzeit nicht wie vorgesehen öffentlich zugänglich. Wer Interesse hat sollte sich bei Kam. Herbert Riess unter der Telefonnummer 0664/3568714 erkundigen um eventuell später eine private Führung vereinbaren.